Thomas Mayr: Der Alb / auf freiersfüßen

© Thomas M. Mayr

Der Alb

Stumm, versteckt in meinem Körper,
hockt ein Alb in Fleisch gebannt,
und er will noch größer werden,
noch hab‘ ich ihn nicht erkannt.

Mandarinengroß
wuchert er im Schoß.
Soll dies Werk ein Meister loben?
Hader treffe ihn dort oben. 

Von meinem Blut wird gar ernährt,
was tückisch in den Zellen gärt,
und mich jetzt an den Eiern zwickt.
Wer hat die Furie geschickt?

Ist es jetzt aus?
Heraus, hinaus!
Schnell, ihr Ärzte, frisch,
Bringt mich auf den Tisch! 

Es reichte nicht, der Funke glimmt,
dass in mir etwas nicht stimmt.
Zweifel lenken meinen Blick
stetig auf den Bauch zurück.

Dort hockt er noch, der Alb, der Schreck,
und rasselt mit den Ketten.
Er grinst, er rührt sich nicht vom Fleck.
Wer wird mich vor ihm retten?

Ich will nicht, dass mich stetig bindet,
was mein Herz zermürbend findet,
doch der Geist kennt keine Gnade,
dreht und dreht behänd am Rade.

Von der Seele heiß
wisch ich mir den Schweiß.

Garaus dem Graus!
Ich schmeiß ihn raus.
Therapeuten frisch!
Er kommt auf den Tisch!

Hör die Kinder, riech an Blumen,
Regenbögen spiegeln Fernes,
Ängste, Trost und Trauer kommen
wie auch Lachen, gar Verrücktes,
Lichtblicke in deinen Augen
und die Hände finden Hände.

auf freiersfüßen

der tod kommt auf freiersfüßen
unwiderstehlich
küsst mich auf leib und verstand
bis mir die sinne vergehen
ich bin
nach jedem tänzchen
außer puste

er flüstert
er liebe nur mich
wickelt mich in treueschnüre
ich weiß
dass er auch durch fremde betten tollt
soll er doch
er hat einen einträglichen job
weiß was er will
ist verlässlich
aber
er muss um mich kämpfen
und

ich lass‘ ihn zappeln