„Zukunftspläne“ von Lisa Zacher wurde bei den Donnersberger Literaturtagen 2011 mit dem 2. Preis ausgezeichnet. Hier ein Auszug aus dem Text:
Sophia schrak auf, schlug mit einer jahrelang eingeübten Armbewegung auf ihren Wecker, dass dieser verstummte, und grummelte verstimmt. Schon wieder Montag. Und diesmal nicht nur irgendein Montag.
Schlaftrunken zog sie sich noch einmal die Bettdecke über den Kopf, doch es half nichts. Sie war nun einmal wach. Nach einigen Minuten, in denen sie verbissen die Augen zukniff und sich an ihren letzten Traum zu erinnern versuchte, richtete sie sich schließlich auf. Wie groß war wohl ihre Chance, dass jemand an der Uhr gedreht hatte und sie in der Zeit zurückversetzt worden war? Am liebsten hätte sie ja ein ganzes Jahr wiederholt. All diese versauten Prüfungen, der Stress, die fehlgeschlagenen Pläne. Wie gerne würde sie all das noch einmal versuchen. Diesmal wäre sie wenigstens vorbereitet. Diesmal würde sie wissen, was auf sie zukam.
Doch auch ein paar Stunden hätten ihr schon gereicht. Hauptsache, sie konnte ihre letzte Schulwoche noch ein wenig aufschieben, alles hinauszögern, bis sie sich bereit fühlte. Bereit für das Leben.
Missmutig kämpfte sie sich aus ihrem Bett, zog sich die am Vorabend gerichteten Kleider über den Kopf, putzte ihre Zähne und fuhr mit einem Kamm durch ihre Kurzhaarfrisur. Da sie bereits spät dran war, verschob sie ihr Frühstück auf später und kämpfte sich in ihre Stiefel.
„Komm schon!“, murmelte sie. „Der Bus wartet nicht!“
Den Weg zur Haltestelle rannte sie schließlich. Etwas außer Atem setzte sie sich auf einen der wenigen noch freien Plätze neben einen älteren Herren.
„Guten Morgen!“, grüßte dieser gutgelaunt.
Sophia nickte nur und rang sich zu einem Lächeln durch.
„Heute wohl nicht sonderlich glücklich“, stellte ihr Sitznachbar daraufhin gespielt überrascht fest.
Ein Augenrollen war Sophias einzige Reaktion. Eine Weile herrschte Schweigen, dann versuchte der Mann erneut ins Gespräch zu kommen.
„Sie gehen noch zur Schule? Sicherlich haben Sie bald Ihren Abschluss?“
…
Wie es weitergeht, können Sie in unserer Anthologie „Aufbruch“ nachlesen, die im November 2013 im Geest-Verlag erschienen ist unter der ISBN 978-3-86685-436-9.
